Braucht Hannover ein queeres Jugendzentrum?

JA! - Diese Antwort war für uns immer klar. In vielen Gesprächen mit Parteien, Verbänden, Organisationen und Einzelpersonen haben wir viel über die Situation von LSBT*IQ Jugendlicher gesprochen. Einige Fragen gibt’s hier zum nachlesen.

Wie geht es queeren Jugendlichen in Deutschland?

Auch heute noch sind queere Jugendliche massiver Diskriminierung ausgesetzt. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) erfahren über die Hälfte der queeren Jugendlichen an ihrer Bildungs-/Ausbildungsstätte Beschimpfungen und Beleidigungen. Rund 10% erleben sogar körperliche Gewalt. Auch die Familien reagieren viel zu oft negativ. All dies führt u.a. dazu, dass queere Jugendliche eine 4-6-fach erhöhte Suizidalität haben.

Hier gehts zur Studie des DJI.

Warum braucht Hannover ein queeres Jugendzentrum?

Angesichts der noch immer hohen Belastung queerer Jugendlicher empfiehlt die DJI-Studie die Einrichtung von Schutzräumen, in denen die Jugendlichen so sein können, wie sie sind. Hier erfahren sie Stärkung, Beratung und auf sie abgestimmte Angebote.

Warum können die Jugendlichen nicht in andere Jugendzentren gehen?

Alle Expert*innen empfehlen eine Weiterqualifizierung des Fachpersonals und eine Verbesserung der Angebote allgemeiner Jugendarbeit. Dieser Forderung schließen wir uns an. Gleichzeitig gibt es Bedarfe, die nur in einem Queeren Jugendzentrum bedient werden können.

Sicherheit

In allgemeinen Einrichtungen begegnen Jugendliche wieder genau den Gleichaltrigen, von denen sie in der Schule bereits diskriminiert wurden. Outen sie sich, laufen sie Gefahr, dass die Info in der Schule die Runde macht.

Gleichgesinnte treffen

Nur in einem queeren Jugendzentrum kommt eine ausreichend große Gruppe an queeren Jugendlichen zusammen, in der ein Austausch über Coming-Out, Medien, Erfahrungen mit einschlägigen Onlineportalen, die Transition etc. stattfinden kann.

Fachwissen

Queere Jugendliche haben spezifische Beratungsbedarfe, die in allgemeinen Jugendzentren nicht abgedeckt werden können. Aktuell versetzt das hilfesuchende Jugendliche immer wieder in die Rolle des Erklärenden, der eine Fachkraft informiert, statt selbst beraten zu werden.

Wie hoch ist die Nachfrage?

Schätzungsweise 5-10% aller Menschen und damit auch aller Jugendlichen sind queer. Folglich kann aus dem Anteil der 14-27-Jährigen die Kernzielgruppe errechnet werden. Beim queeren Jugendkongress im September 2018 kamen spontan 43 Jugendliche zusammen, um über die Idee eines Queeren Jugendzentrums zu beraten. Eine so hohe Beteiligung bei einem noch nicht einmal existenten Projekt legt nahe, dass ein queeres Jugendzentrum nach Eröffnung stark frequentiert würde.